Ephesus

81) Donnerstag, 13.6.19: Selçuk

Was für eine Dichte! Etwas vom Mächtigsten, was mir begegnet, wenn ich in die Ausgrabungsstätte des alten Ephesus hineinwandere, ist auch hier das Theater. Es bot Platz für über 20‘000 Personen und lässt die Grösse der Stadt erahnen. Auf dieser Bühne fand der Aufruhr um den gestern erwähnten Silberschmied Demetrios gegenüber Paulus statt. Sehr bildlich beschreibt die Apostelgeschichte: „Dort schrien die einen dies, die anderen das, denn die Versammlung war völlig durcheinander, und die meisten wussten gar nicht, weshalb man zusammengekommen war.“ (Apg 19,23)
Vom Theater führt die Arkadiane hinunter zum Hafen. Schon vor einiger Zeit war das natürliche Hafenbecken versandet und man hatte inzwischen einen Kanal gegraben und einen Hafen nahe der Stadt gebaut.
In der Oberstadt finde ich die Hanghäuser. Sie zeigen, was für einen Reichtum manche sich in dieser Handelsstadt erwirtschaften konnten und in welch prächtigen Häusern sie wohnten. Malereien an den Wänden, Mosaike am Boden. Weiter sehe ich die Celsusbibliothek, Handelsplätze, Tempel, Gymnasien, Stadien, Latrinen und vieles mehr.
Wichtig für mich ist auch die Marienkirche. Hier fand 431 n. Chr. das dritte ökumenische Konzil statt nach Nicäa 325 und Konstantinopel 381. Die Konzile verfolgen mich richtiggehend, s. Blog vom 3.6.19, „Nicäno-Konstantinopolitanum“. Hatte man dort die Göttlichkeit des Sohnes und des Heiligen Geistes zum Dogma erhoben, so folgt hier dessen Bestätigung und die Konsequenz: Maria ist nicht nur Christusgebärerin, sondern Gottesgebärerin, Theotokos.
Eine unglaubliche Dichte an Geschichte und auch Theologie an einem Ort. Zeit, dass ich wieder aufs Velo komme.
Ach ja 1: Etwas oberhalb von Selçuk wird seit den 1890 er-Jahren eine Fundstätte als späteres Wohnhaus der Gottesgebärerin Maria betrachtet. In Verbindung damit heisst mein Hotel „Ave Maria“.
Ach ja 2: Im 11. Jh. kamen dann tatsächlich die Seldschuken, eine türkische Fürstendynastie, eroberten die Region und gaben dem weiter landeinwärts gelegenen Nachfolgeort von Ephesus den Namen Selçuk.

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