Treffen mit Imam

65) Dienstag, 28.5.19: Istanbul 2
Schön und warm. Unterkunft Hotel Enderun.

In der Süleymaniye Moschee treffe ich den ehemaligen Imam des türkischen Kulturvereins von Wattwil, Emin Yilmaz. Seit sechs Jahren lebt er in Istanbul und hat die Leitung der Abteilung für Aussenbeziehungen inne. Er ist unter dem Mufti (eine Art Bischof) und einigen Mufti Yardimicisi („Mufti-Assistenten“) in der dritten Hierarchiestufe angesiedelt.
Die Süleymaniye Moschee war bis vor einem Monat die grösste Moschee der Türkei. Jetzt hat man in Sichtweite auf der asiatischen Seite von Istanbul eine noch grössere errichtet. Die Architektur kommt mir bekannt vor und ich erfahre, dass sie vom gleichen Architekten erbaut worden ist wie diejenige, die ich in Edirne gesehen habe.
Ich erfahre weiter Neues, Seltsames, Eindrückliches. Zum Beispiel, nach welcher Methode viele Muslime den ganzen Koran auswendig lernen. Es sei gar nicht so schwierig, was ich fast nicht glauben kann. Oder dass an den Lampen der Moschee Strausseneier aufgehängt sind, um den Spinnen zu wehren. Oder dass Emin zu den fünf täglichen Gebeten, zum Fastenmonat Ramazan, zu zwei wöchentlichen Fasttagen hinzu auch täglich viele Seiten aus dem Koran liest und verinnerlicht. Eine grosse spirituelle Nähe zum Herzensgebet begegnet mir, mit dem ich mich als Pilgergedanken beschäftige, nämlich immer den Namen Jesu auf den Lippen und im Herzen zu tragen. Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.
Als Gastgebergeschenk übergibt er mir sogar noch einen Koran auf arabisch mit deutscher Übertragung. Vielleicht sollte ich mich auch daran machen, ihn auswendig zu lernen, er ist nämlich ein ganzes Stück dünner als unsere Bibel.


Zudem: Wikipedia tatsächlich gesperrt
Im St. Galler Tagblatt lese ich, dass Wikipedia in der Türkei gesperrt ist. Es soll dort in einem Artikel heissen, dass es in der Türkei Menschenrechtsverletzungen gibt. Lange habe ich die Sperre gar nicht bemerkt. Wenn ich über das Handy-Datenpaket surfe, funktioniert Wikipedia, wenn ich das WLAN des Hotels benutze, nicht. Ich merke, was es bedeuten kann, in Meinungsäusserung und Meinungsbildung eingeschränkt zu werden.

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