Beim Barte des Propheten

68) Freitag, 31.5.19: Istanbul 5
Schön und heiss. Unterkunft Hotel Enderun.

Im Topkapipalast in Istanbul gibt es in einem Raum eine Schatulle mit Barthaaren des Propheten Mohammed. Es soll in der Türkei 1800 Moscheen mit Barthaaren von ihm geben. Der Topkapipalast war einst die Machtzentrale des osmanischen Reiches. Der jeweilige Sultan residierte hier, auch seine Frauen wohnten hier und die gefürchteten Jenitscharen, seine Elitetruppen, und eine ganze Verwaltung. Im Laufe von über 450 Jahren osmanischer Herrschaft erfuhr der Palast immer wieder Um- und Neuanbauten. Es sind auch zahlreiche Gebrauchsgegenstände und Geschenke aus all dieser Zeit ausgestellt. Eine schöne Anlage an einem äusserst prächtigen Ort. Das in Freundlichkeit nicht wirklich geschulte Personal, die gegenwärtigen umfangreichen Renovationsarbeiten und der gegenüber dem im Reiseführer angegebenen mehr als verdoppelte Eintrittspreis trüben den Besuchsgenuss ein bisschen.
Trotzdem bin ich beeindruckt. Die Osmanen nehmen in unserem Geschichtsunterricht einen verschwindend kleinen Raum ein. Dabei standen sie östlich von uns vor Wien und westlich von uns in Spanien und beeinflussten und bedrohten Europa nachhaltig. Erst 1923 - da lebten meine Grosseltern selig schon - wurde durch Atatürk die türkische Republik ausgerufen. Eine lange Zeit der Osmanen, welche Byzanz abgelöst hatten. So weit weg und doch so nah. Heute habe ich ihr Zentrum gesehen.
Die Beteuerungsformel „beim Barte des Propheten“ übrigens könnte auf einen orientalischen Brauch zurückgehen, wonach man bei einem Gelübde seinen Bart berührte. Einige setzen die Redewendung in Verbindung mit Mohammed, andere mit Moses. Mit den Barthaaren im Topkapipalast hat es nichts zu tun. Aber ich habe immerhin wieder etwas gelernt.


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