Bekreuzigungen

25) Donnerstag, 18.4.19: Višegrad - Nova Varoš
74 km (total 1907); 1390 HöM (total 18380); kühl aber entgegen der Prognose zum Glück den ganzen Tag trocken. Unterkunft Vila Zlatar.

 Meinen heutigen Mittagslunch nehme ich bei einer schmucken orthodoxen Kirche ein. Hineinsitzen und einen Psalm lesen ist schwierig, es ist immer ziemlich dunkel und es hat gar keine Sitzbänke. Dafür unzählige Ikonen, wirklich schöne, in der Mitte, links, rechts. Die Menschen gehen in die Kirche, bekreuzigen sich mehrmals vor verschiedenen Ikonen, küssen sie auch. Sogar wenn sie aussen vor dem Tor vorbeigehen, bekreuzigen sie sich. Selbst ich Reformierter habe angefangen, fast selbstverständlich ein Kreuz zu schlagen, wenn ich eine Kirche betrete. Ob ich es jetzt katholisch (von links nach rechts) oder orthodox (von rechts nach links) mache, da habe ich noch ein Durcheinander.
Zwischenbemerkung: Tatsächlich brauche ich von den streunenden Hunden wenig Angst zu haben (vgl. Post vom 12.2.19), die sind eher scheu und betteln einem ein bisschen Futter ab. Schlimmer sind wie in der Schweiz die Hofhunde (die alle sicher nichts machen…), die ziemlich verbissen und lauthals ihr Revier verteidigen.
Zurück zum orthodoxen Serbien, die haben nämlich erst in einer Woche das Osterwochenende. Ich spüre momentan also überhaupt nichts von Karfreitag und Ostern. Doch etwas: das Zimmer, das ich heute bekommen habe, hat kein Tageslicht und lässt mich demütig die dreitägige Grabesruhe erahnen.

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98) Sonntag, 30.6.19: Pergine Valsugana - Kastelbell 129 km (6524); 1780 HöM (total 73250); schön und heiss. Unterkunft Hotel Mondschein. Die heutige Strecke führt fast ausnahmslos über einen riesigen Radweg. Das ist zum einen schön, denn er ist sehr gut ausgebaut, die zahlreichen Radfahrer aller Art kommen gut aneinander vorbei und es gibt keinen Autoverkehr. Zum anderen führt er aber der oft begradigten Etsch entlang und ist dadurch auch sehr gerade und mit der Zeit eintönig. Weiter führt er immer an den Ortschaften vorbei, was die Nahrungssuche - heute habe ich überhaupt nichts dabei - erschwert. Doppeltrick: Ich suche den McDonald‘s in Bozen. Einmal gefunden geht es schnell mit dem Essen und der Raum ist schön heruntergekühlt. Das ist bei der immer grösser werdenden Hitze sehr wohltuend. Die Etappe zieht sich in die Länge und es steht noch eine kleine Steigung bevor. Ein zweiter Halt in einem McDonald‘s ohne Umweg gibt wieder halbwegs neue Kräfte. Heute war gefühlt und wohl...
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